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16.12.2019

Kommunalunternehmen mit Vorreiterrolle im Klimaschutz

Muss der Klimaschutz teuer sein? Den Beweis, dass ein Immobilienunternehmen seinen Teil zum Klimaschutz beitragen kann und trotzdem seine soziale Verantwortung nicht missachtet, hat das Kommunalunternehmen Bad Wiessee KBW angetreten. Im Jahr 2015 gegründet, wurden dem Unternehmen die gemeinde-eigenen Wohnungen übertragen. Sie werden nun Zug um Zug renoviert und dabei energetisch ertüchtigt. Trotz anfänglicher Skepsis hat sich nun gezeigt: Das Unternehmen ist ein voller Erfolg. Die renovierten Wohnungen und Häuser sind Vorzeigeobjekte.

Patrik Zeitler steht vor dem Haus im Löblweg 7 in Bad Wiessee. Das ehemalige Polizeigebäude aus den 1940er Jahren bietet einen wunderbaren Blick über den Tegernsee. Der Immobilienkaufmann Zeitler ist der Vorstand des Kommunalunternehmens. Mit dem Ersten Bürgermeister Peter Höß und der Klimaschutzmanagerin des Landkreises Miesbach, Mona Dürrschmidt ist er zu dem Haus gekommen, um zu erklären, wie eine erfolgreiche Sanierung erfolgen kann. „Den Anstoß gibt immer die energetische Sanierung“, berichtet Zeitler, „denn diese wird hoch gefördert, unter anderem durch die KfW. Aber wir nutzen den Umbau auch, für eine klassische Verbesserung des Wohnumfeldes: Die Wohnungen werden altengerecht hergerichtet; die Sicherheit wird verbessert, etwa durch eine Sprechanlage und einen Türspion. Wir haben nach dem Umbau einen verbesserten Schallschutz und höhere Sicherheitsstandards!“

Viele der rund 200 Wohnungen, die im Besitz der Gemeinde Bad Wiessee waren, hatten einen Sanierungsstau – vor allem beim Klimaschutz und Umweltschutz. Im alten Polizeigebäude hatten viele Wohnungen noch Nachtspeicheröfen, die mit Strom heizten, oder eine Bewohnerin musste täglich Öl mit einer Kanne nachfüllen. Jetzt haben die Wohnungen Gasheizung, der Keller und das Dach wurden gedämmt. Unter dem Dach sind zwei neue Wohnungen entstanden, nun wohnen acht Mietparteien hier. Für andere Projekte sollen bei Neubauten Pellettheizungen genutzt werden, durch Solarthermie kann Warmwasser mit Sonnenenergie erwärmt werden.

Patrik Zeitler erläutert, dass alle geplanten Änderungen mit den Bewohnern abgesprochen wurden. Sie mussten trotz der Arbeiten ihre Wohnungen nicht verlassen – dies ist wichtig, weil viele Mieter schon seit Jahrzehnten in den Wohnungen wohnen und in Rente sind. „Wenn wir auf Mieterversammlungen unsere Pläne erläutern, dann erfahren wir meist gute Zustimmung“, berichtet Zeitler, „die Mieten steigen zwar – in einem sozialverträglichen Maße, gleichzeitig wird dies aber abgemildert, weil die Energiekosten sinken. Man kann die Klimaziele erreichen und nachhaltig wirtschaften!“

„Manche der Wohnungsschnitte der 1960er Jahre sind nicht mehr zeitgemäß“, sagt er, daher ist auch mehr als nur eine oberflächliche Veränderung nötig. Für die Umsetzung ist Maleen Holm zuständig. Sie ist Energieberaterin und Architektin. Aufgrund dieses Fachwissens kann sie genau das baulich umsetzen, was das Förderprogramm verlangt.

Kein Ergebnis gefunden.

Dabei kommt der Gemeinde und dem Kommunalunternehmen die Situation an den Finanzmärkten zu Gute. Erster Bürgermeister Peter Höß meint: „Die Niedrigzinsphase ist für uns ein absoluter Glücksfall. Aber leider sind auch die Baukosten gestiegen. Ziel des Kommunalunternehmens ist es auch, verstärkt Handwerksfirmen aus dem Landkreis und dem Tegernseer Tal zu beschäftigen. Ich möchte unsere Handwerksfirmen einmal loben – auch nach den Erfahrungen mit diesen Renovierungen: Bad Wiessee ist ein Standort von besonders guten Handwerkern!“

Und denen wird in nächster Zukunft auch nicht die Arbeit ausgehen: Drei Gebäude hat das Kommunalunternehmen fertig saniert. An dem vierten und fünften Gebäude wird gearbeitet. Im Frühjahr 2020 sollen die Arbeiten wohl abgeschlossen sein. Im kommenden Jahr stehen noch einmal zwei Gebäude mit zehn Wohnungen an – insgesamt 27 Wohnungen sind dann auf den neusten Stand gebracht worden in Sachen Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Außerdem soll im Jahr 2020 ein Neubau mit 16 Wohnungen entstehen, in der Dr.-Scheid-Straße 7. 2021 wird der Neubau bezugsfertig sein.

„Wir haben uns bewusst gegen einen sozialen Wohnungsbau entschieden, sondern es sind Wohnungen mit einer normalen gemeindlichen Bindung“, so Höß. Er hat eine führende Rolle im Verwaltungsrat dem zweiten Bürgermeister Robert Huber überlassen. Dieser ist Aufsichtsratsvorsitzender der Gemeinnützigen Baugenossenschaft Lenggries. Diese Genossenschaft verwaltet mehr als 1.500 Wohnungen in vier Landkreisen und 15 Orten. Auch im Tegernseer Tal sind es 300 Wohnungen, davon 150 in Bad Wiessee.

Ein Kommunalunternehmen kann Wohnungen erfolgreich sanieren und sich gleichzeitig gut um die Mieterinnen und Mieter kümmern – der Markt kann das oft nicht. Vor einiger Zeit war es Mode, dass Städte oder Gemeinden ihr Eigentum verkauften. Die Kommunalaufsicht hatte die Gemeinde Bad Wiessee gerügt, weil die Schulden zu hoch seien und gleichzeitig viele Wohnungen und viel Grund im Besitz der Kommune war. Ein Grundstück hatte die Gemeinde darauf verkauft. „Das reut mich noch heute“, sagt Peter Höß.