Psallierchor Tegernsee - Vergangenes für die Zukunft bewahren
Tegernsee – Gemeinsam etwas Gutes vollbringen – das hat sich Kreisbaumeister Christian Boiger auf die Fahnen geschrieben. Die vier Abt-Gemälde aus dem Psallierchor im Schloss Tegernsee sollen sukzessive restauriert werden. Doch dem ist nicht genug: Auch der Psallierchor selbst mit seinen Deckenfresken soll in den nächsten Jahren hergerichtet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Dies betonte er jetzt bei einem Kick-off-Termin im Psallierchor.
Das Gemälde von Abt Bernhard Wenzl (1637 – 1714) wird demnächst als Erstes restauriert. Dies geschieht in enger Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege. Christian Boiger war es auch, der sich vor ein paar Jahren um die Bilder, die zum Teil vergessen in einer Münchner Werkstatt lagerten, bemüht hatte. „Die vier Abt-Gemälde dokumentieren auch den Bau des Klosters Tegernsee im Lauf der Jahre“, erklärte Boiger. Sie stellen also genauso ein historisches Erbe dar wie der Psallierchor selbst, der nur über den ersten Stock im Gymnasium Tegernsee zugänglich ist. In diesem Psallierchor, der nur durch eine Wand von der Tegernseer Schlosskirche abgetrennt ist und sich quasi direkt hinter dem Hochaltar befindet, „haben früher die Mönche fünfmal am Tag gebetet“, wusste Monsignore Walter Waldschütz zu berichten.
Die Kirche, die Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee, die vor vielen Jahren das lebenslange Nutzungsrecht des Raumes erworben hatte, das Herzogliche Haus als Eigentümer und schließlich das Landratsamt mit seinem Kreisbaumeister möchten die Restaurierung der Abt-Gemälde, die durch Fördermittel und Spenden finanziert wird, quasi als Start für ein Gesamt-Projekt nutzen. Denn der Psallierchor entspricht nicht den heutigen Richtlinien zum Beispiel in Sachen Schallschutz und Brandschutz, verfügt über keine elektrische Versorgung, ja nicht einmal über eine Heizung. Darüber hinaus möchte Boiger die wertvollen Deckenfresken von Hans-Georg Asam (1649 – 1711) ebenfalls für die Zukunft bewahren. Sein Traum: Den Psallierchor mit den vier Abt-Gemälden von Bernhard Wenzl (1673 - 1719), Gregor Plaichshirn (1685 – 1762), Petrus von Guetrather (1672 – 1725) und Benedikt Schwarz (1715 - 1787) restaurieren und wieder für die Öffentlichkeit zugänglich machen, die Verbindung zur Kirche wiederherstellen.
Auch diese Arbeiten erfolgen in enger Abstimmung mit den Beteiligten sowie mit dem Landesamt für Denkmalpflege. Dr. Katharina von Miller, Referatsleitung Restaurierung, betonte, „dass ein Ziel definiert wird, auf das alle hinarbeiten“. Denn allein die Restaurierung eines Abts-Gemäldes sei enorm zeitaufwändig und kostenintensiv. Ein erster Schritt sei, das Schadenspotenzial zu untersuchen. Dann wird zum Teil mit Infrarotaufnahmen das Gemälde unter die Lupe genommen, wie Theresa Hilger ausführte. Das Abbild von Bernhard Wenzl zum Beispiel weist in der oberen rechten Ecke einen 20 Zentimeter langen Riss auf. Unter dem Mikroskop wird hier Diplom-Restauratorin Ulrike Merz vom beauftragten Restaurations-Atelier Rolf-Gerhard Ernst in München versuchen die Leinwandfäden wieder Millimeter für Millimeter ins Gewebe einzuweben. „Das ist absolute Detailarbeit.“
„Wir wollen Geschmack, Lust auf mehr machen“, sagte Landrat Olaf von Löwis. Im Psallierchor könne gemeinsam etwas Großartiges entstehen. Auch dafür sei man am Landratsamt dabei, eine Kulturstiftung ins Leben zu rufen. „Es ist eine einmalige Chance“, sagt Boiger, „die Geschichte für die Zukunft zu bewahren.“