Gemeinsam an einem Strang gezogen - Nahwärmenetz Weyarn
An neuen Energiekonzepten können sich ganze Gemeinden spalten. Umso spannender ist das Nahwärmenetz in Weyarn, bei dem sich schließlich alle Beteiligten für die regionale und CO2-neutrale Energiegewinnung eingesetzt haben.
Wer sich dem Heizwerk in Weyarn nähert, dem fällt erstmal auf, dass es eigentlich überhaupt nicht auffällt. Mit seinen zwei Türmchen und der Holzverschalung sieht es sogar ein klein bisschen putzig aus. Umso mehr erstaunen die Einsparpotenziale: rund 300.000 Liter Heizöl und 80 Tonnen CO2 pro Jahr. Das Heizgut kommt dabei von der Waldbesitzervereinigung Holzkirchen oder von im Ort ansässigen Bauern. Zur Verwertung wird nur Waldrestholz verwendet, das bei der Holzernte anfällt. Als nachwachsender und regionaler Brennstoff ist es CO2-neutral.
Rund 80 Schüttraummeter Hackschnitzel lagern unter der Abdeckklappe des Heizwerks. Das reicht im Winter bei Volllast für gut eine Woche Dauerbetrieb. Im Heizwerk befindet sich der 440 KW-Holzkessel mit Flachschubrostfeuerung, der an einen 15.000 Liter Pufferspeicher angeschlossen ist. Mit gut 80-90 Grad wird das heiße Wasser ins Fernwärmenetz eingespeist.
Bei der Netzeinspeisung setzt die MW Biomasse AG erstmals auf zwei unterschiedliche Systeme. Ältere Bestandshäuser und das ehemalige Kloster, die einen größeren Energiebedarf haben, sind direkte Wärmeentnehmer. Für das Neubaugebiet am Klosteranger hat sich Henghuber einen technischen Kniff überlegt. Über externe Pufferspeicher wird die Energie zwischengespeichert und damit die Leitungsverluste verringert.
Kein Ergebnis gefunden.
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Stärkung der regionalen Wirtschaft
Das Hackschnitzelheizwerk biete aus wirtschaftlicher, ökologischer und regionaler Perspektive klare Vorteile gegenüber Öl oder Gas, verdeutlicht Henghuber. Im Vergleich zur Ölheizung sorge es für die 10-fache Wertschöpfung in der Region und die etwa 8-fache Menge an Arbeitsstunden. Die Sorge, dass bald nicht mehr genügend Holz im Wald vorhanden sei, kann er entkräften. Allein im Gemeindegebiet Weyarn könne man die Anlage viermal aus dem jährlichen nachwachsenden Waldrestholz betreiben.
Über 40 Haushalte und öffentliche Einrichtungen nehmen aktuell am Projekt teil. Dass die eigentliche Umsetzung in weniger als zwei Jahren möglich geworden sei, sei auf eine ganz einfache Tatsache zurückzuführen, ist er sich sicher: „Alle Beteiligten - die Gemeinde, der Orden und der Bauträger im Neubaugebiet – haben an einem Strang gezogen.“ Die steigenden Heizölpreise der letzten Monaten lassen viele Bürger inzwischen kalt – besser gesagt, können sie sich über ein warmes Zuhause aus regionaler Energie freuen.
Text und Fotos: Dr. Jona van Laak/PSE