Kommunale Vorbildfunktion
Das Hackschnitzel-Nahwärmenetz der Gemeinde Valley
Die Gemeinde Valley betreibt im Ortsteil Valley ein Hackschnitzel-Nahwärmenetz. Durch das kommunale Vorzeigeprojekt trägt jeder Haushalt ganz nebenbei zum Klimaschutz bei: 100 Tonnen CO2 sparen die Valleyer gemeinsam auf diese Weise ein. Für den Verbraucher ist diese Form der Wärme-Versorgung nicht teurer als fossile Brennstoffe – doch die Belastung für die Umwelt ist bei Weitem geringer.
Die Planungen für das kommunale Nahwärmenetz starteten schon 2012, als das Einheimischen-Programm in Unterdarching realisiert wurde. „Unsere Überlegung war damals: Wie kann eine Energie-Versorgung zukünftig aussehen, wenn sie gleichzeitig umweltverträglich und bezahlbar sein soll?“, sagt Bürgermeister Andreas Hallmannsecker. Deshalb wurden zunächst einige Alternativen geprüft: Sollte man auf Erdgas oder doch lieber Biomasse setzen, welche Anbieter stehen zur Verfügung und wer hat von den Anliegern überhaupt Interesse an einer Gemeinschaftslösung? „Alle Fragen wurden ausgiebig diskutiert und der Gemeinderat und die Bürger laufend informiert“, betont Hallmannsecker.
Bis schließlich die Lösung stand: Ein Hackschnitzel-Nahwärmenetz, das die Häuser des Einheimischen-Programms, Schule, Kindergarten, Graf-Arco-Brauerei und die umliegenden Gebäude versorgt. „Dieses Gebiet bot sich an“, erklärt der Bürgermeister, da die Straßen für das Neubaugebiet sowieso aufgerissen wurden und mit Schule, Kindergarten und Brauerei einige Großabnehmer bereitstanden. Auch einen Platz für das Heizkraftwerk gab es schon; es wurde in einem Seitengebäude der Graf-Arco-Brauerei untergebracht.
Trotz der passenden Rahmenbedingungen war das Projekt nicht unumstritten, meint Hallmannsecker: „Die Kalkulation war immer knapp.“ Und obwohl eine umweltschonende Wärme-Erbringung erstrebenswert ist, hätte die Gemeinde große Verluste für die Versorgung eines Teiles des Ortsgebiets nicht rechtfertigen können. „In der Gemeinderatssitzung vor Weihnachten 2013 gab es keine Entscheidung, jeder sollte über die Ferien darüber nachdenken“, erinnert sich der Bürgermeister. In der ersten Sitzung im neuen Jahr war es dann soweit: Die Entscheidung fiel pro kommunalen Nahwärmenetz.
Ab diesem Zeitpunkt ging alles ganz schnell. In weniger als einem Jahr, zwischen Ende April 2014 und März 2015, wurde die Anlage vollständig aufgebaut. Die ersten beiden Häuser wurden sogar schon ab Oktober 2014 versorgt, allerdings noch mit Erdgas. Eine Erdgas-Ausstattung wurde zusätzlich installiert, um Spitzen abzufangen.
Seitdem wird der Betrieb genau überwacht von der Gemeinde. Gerhard Probst, Mitarbeiter am gemeindlichen Bauhof, kümmert sich um die Anlage und die Übergabestationen in den Häusern, die der Gemeinde gehören. Als gelernter Heizungsbauer kann er das Heizkraftwerk fachgerecht für die Gemeinde betreuen.
Auch bei der Biomasse setzt Valley auf den Umweltgedanken: „Die Hackschnitzel stammen aus dem Ebersberger Forst, also ist die Strecke für die Anlieferung sehr kurz“, sagt Hallmannsecker. Außerdem würden nur vorgetrocknete Hackschnitzel nach Wärmeleistung (statt nach Schüttmetern) eingekauft, um die Kosten besser im Griff zu haben.
Durch dieses Hackschnitzel-Nahwärmenetz werden 25 Gebäude mit 55 Wohneinheiten versorgt. 1.350 Meter Wärmeleitung wurden hierfür verlegt – mehr ist wegen des Wärmeverlusts in der Erde auch kaum möglich. Immerhin haben fast alle Haushalte im Gebiet mitgemacht, obwohl kein Anschlusszwang bestand. Zusammen mit den drei Großabnehmern Schule, Kindergarten und Brauerei werden im erschlossenen Gebiet 1.300 Megawatt Wärme benötigt, was nahezu eine perfekte Auslastung der Anlage (zirka 1.350 Megawatt) bedeutet.
Für die Gemeinde Valley war die Entscheidung zu Gunsten des Nahwärmenetzes die richtige. Der Betrieb wirtschaftet kostenneutral in Form eines Regieunternehmens im Haushalt der Gemeinde. Allerdings: Für die Kunden wird der Energieverbrauch dadurch nicht günstiger. Die Wärmeversorgung durch das Hackschnitzel-Nahwärmenetz kostet für jeden Haushalt ungefähr gleich viel wie mit fossilen Brennstoffen. „Wir müssen haushalten und können keinen bevorteilen“, rechtfertigt Hallmannsecker, „doch wir haben eine Lösung gefunden, damit bei uns jeder seinen kleinen Beitrag zum Umweltschutz leisten kann.“
Autor und Foto: Sophie-Marie Stadler